Bei diesem Einsatz bemerkte ich auf dem Tisch die Visitenkarte von Thomas und ergriff die Initiative, ihm zu schreiben, um mich für eventuelle Dolmetscheinsätze für sein Unternehmen anzubieten. Was ich nicht wusste, war, dass Thomas noch ein Stockwerk höher beim Corriere vor Ort war: Wir haben uns getroffen und seitdem durfte ich für Wifag, den historischen Schweizer Druckmaschinenhersteller, bei allen seinen Installationen moderner Rotationsdruckmaschinen mit elektronischer „Welle“, die seit 2000 in Italien durchgeführt wurden, als Dolmetscherin arbeiten. Neapel war die erste. Dort musste ich mir viele, viele Seiten von Handbüchern aneignen, Urs und Thomas haben mich durch die Mechanik, die Netzwerke, Walzen und Zylinder geführt und gemeinsam mit den Druckern erlernte ich so die Geheimnisse der neuen Maschine. Dabei habe ich auch sie kennengelernt, die Drucker der alten Garde, die mit Mühe die Augen offen hielten, weil sie nachts gedruckt hatten. Und schon bald darauf verbrachte auch ich die Nachtschicht mit ihnen.
Es ist kaum zu glauben, dass die Erinnerungen an diese Installation in meinem Gedächtnis immer noch so frisch sind. Es waren sehr intensive Monate, während derer es morgens zur Begrüßung nach neapolitanischer Art von der Maschine herabschallte „Ah bbionda!!“. Die Schulungen fanden zunächst in Via Chiatamone statt, später am neuen Standort in Pascarola, da waren das Fußballspiel zwischen der Schweizer Mannschaft und den italienischen Servicetechnikern, der Ausflug nach Herculaneum und Pompeji und anschließend zum Vesuv, ich erinnere mich an das Blau des Meeres, das bis ins Hotelzimmer mit Blick auf Castel dell’Ovo drang, an die geklonte Wifag-Firmenkreditkarte und die Heiterkeit von Urs, während er durch die Straßen von Neapel fuhr, die Schulung an der Maschine bei voller Augusthitze, bei der die Rotationsdruckmaschine in Cellophan eingewickelt war, um die Abnahmeprüfung der Klimaanlagen in einer noch sehr staubigen Baustelle durchführen zu können, und natürlich an das Kopfschütteln des besorgten Wachmanns, der mich jeden Tag mit dem Auto nachts um 3 allein ankommen sah, um für den Falzspezialisten zu dolmetschen, der zum Ende der Produktion seine Arbeit begann, und schließlich sonntags abends im Auto mit dem Fährschiff der Tirrenia zum Hafen von Palermo zu fahren (wo ich damals wohnte), nur um am nächsten Morgen um 6.30 Uhr wieder am Hafen von Neapel anzulegen und gleich den Schweizer Techniker vom Flughafen abzuholen, um gemeinsam die Arbeit zu beginnen, oder gar an den Moment, als ich in einem Flugzeug saß, das mich nach Palermo zurückflog, weil in Capodichino zu viel Nebel war, und wie ich dort in Erwartung des neuen Abflugs den Verantwortlichen in Neapel über meine Verspätung unterrichtete und zur Antwort bekam: „Kein Problem, kommen Sie, wann Sie können, aber … die Cannoli haben Sie dabei, oder?“
Später kam ich noch mehrfach zum Mattino zurück, um mit neuen Mannschaften von Servicetechnikern die Schulungen zu wiederholen, die alle Bereiche wie Vorstufe, Druck, Papierlagerverwaltung (EAE Maflow) und Versand (Förder- und Paketierlinien von Ferag) umfassten.